Der Reformbedarf der Berufsausbildung von Hebammen in Deutschland wird seit Jahren in intensiv diskutiert. Der Deutsche Hebammenverband, der mit circa 17 600 Mitgliedern gut 90% der Hebammen in Deutschland vertritt, fordert seit den 90er Jahren die Einrichtung von Hochschulstudiengängen für die Erstausbildung von Hebammen.
Bildungspolitische Vorgaben der Europäischen Union, die im Bologna-Prozess die Einrichtung eines europäischen Hochschulraumes und im Kopenhagen-Prozess die Schaffung eines europäischen Berufsbildungsraumes fordern, leiteten nicht nur einen Paradigmenwechsel in der beruflichen Bildung ein. Neben der Forderung nach Kompetenzbasierung und Output-Orientierung, werfen sie vor allem die Frage nach einer angemessenen Verortung der Hebammenausbildung im Bildungssystem auf.
Eine erfreuliche Entwicklung markiert die seit September 2009 im Hebammengesetz verankerte „Modellklausel“, die erstmals die modellhafte Erprobung primärqualifizierender Studiengänge mit akademischem Abschluss sowie einer Berufszulassung als Hebamme ermöglicht. Durch die Verpflichtung zur wissenschaftlichen Begleitung und Auswertung können wichtige Erkenntnisse für die zukünftige berufliche Bildung von Hebammen gewonnen werden.
Dies sind erste Schritte eines notwendigen Zugangs zu akademischer Bildung. Sie können nur als Übergangslösung betrachtet werden. Um dem Versorgungsauftrag von Hebammen durch adäquate berufliche Bildung auf europäischem Niveau zu begegnen, ist langfristig gesehen eine Ablösung der bisherigen Fachschulausbildung durch primärqualifizierende duale Studiengänge erforderlich.
Weitere Informationen:
Deutscher Hebammenverband e.V. (2011): Hebammenausbildung an die Hochschule, Positionspapier des Pädagogischen Fachbeirates im Deutschen Hebammenverband e. V. 2011 unter www.hebammenverbande.de
Birte Luther (2008): "Rahmencurriculum für eine modularisierte Hebammenausbildung". Pädagogischer Fachbeirat des Deutschen Hebammenverbandes (BDH e. V.) Karlsruhe: HGH-Schriftenreihe (zu beziehen im DHV-Onlineshop).
Kontakt:
Dr. Edith Wolber, Pressesprecherin des Deutschen Hebammenverbandes e.V.
Tel: 06226/429400, Mail: wolber(at)hebammenverband.de